Hartfried Ackermann kommentiert die Landtagswahl
Wie wichtig man als Wähler ist, bemerkt man ja immer erst in Jahren wie diesem, wo einem die Politiker persönlich die Frühstücksbrötchen ins Haus bringen und fragen, ob sie nicht auch gleich noch die tropfende Spüle reparieren dürfen. Das nennt sich dann Superwahljahr und davon hätte ich gern mehr.
Nach der Kommunalwahl und der Wahl des Europaparlamentes im Juni durften wir nun am vergangenen Sonntag sogar noch den Thüringer Landtag wählen. Find ich übrigens total nett von den Politikern, uns Wählern ab und zu mal das Gefühl zu geben, in einer Demokratie zu leben. Plötzlich werden wir umworben und in der Fußgängerzone mit kleinen Geschenken überhäuft!
Ich mag das ja total. Von den Linken hab ich mir einen Kalender schenken lassen. Mit Sprüchen von Marx. Bei der CDU gab es nahezu identische Exemplare, doch hier mit klugen Sätzen von Helmut Kohl bis Konrad Adenauer. Von der SPD hab ich mir einen Vierfarb-Kugelschreiber überreichen lassen. Vier verschiedene Schattierungen rot. Von tiefschwarz bis dunkelrot – je nach dem, wie rot sich die SPD gerade fühlt...
Bei den Grünen gab es biologisch abbaubare Solarmodule, da bin ich gleich mehrmals hin und hab jetzt meine Terrasse zum Kraftwerk umgebaut. Von den Freien Wählern aber war ich arg enttäuscht: Keine hochwertigen Geschenke, keine geschliffenen Kandidaten, die ohne Mühe auch Versicherungen verkaufen könnten. Stattdessen gab es Einkaufstüten mit dem Konterfei Jürgen Haschkes und dem Schriftzug „Nur wo Haschke drauf steht ist auch Haschke drin.“ Aus Angst, mir einen Bruch zu heben, verzichtete ich auf das Werbegeschenk.
Themenwechsel: Ein beliebter Spruch auf Partys ist so gegen vier Uhr, wenn einem sanft die Äuglein zufallen, „wer abkackt wird angemalt“. Zurück zur Wahl: Aus Jenaer

Hab ich eigentlich schon mal erzählt, dass ich im Erzgebirge aufgewachsen bin? Tut eigentlich nichts zur Sache, außer dass ich schon immer mal erwähnen wollte, dass ich sehr gern Ski fahre und noch immer eine ganz schlimme Hang-Sau bin. - Hm, und wie bekomme ich jetzt den Bogen zu Dieter Althaus? Der war ja echt zerknirscht nach den ersten Hochrechnungen am Sonntagabend. Es gibt tatsächlich Menschen in Thüringen, die das Lebenswerk des Dieter A. nicht würdigen wollen. Ignoranten! 12 Prozent weniger Stimmen als 2004. Woran das wohl liegen mag?
Und überhaupt: Das Wahlergebnis! Alle sind Sieger! Jede Partei und jeder Kandidat hat alles richtig gemacht. Nun geht es daran, den Wählerwillen umzusetzen. Sagt Althaus. Und Matschie. Und Ramelow. Aha. Und Frau Rothe-Beinlich? Die sagt das auch.
Prima. Soviel Einigkeit tut gut. CDU-Lieblingsgegner SPD wird vermutlich Koalitionspartner der Althaus-Partei. Bis hierhin hat Matschie dann wohl alles richtig gemacht. Er steht zu seinem Wort und weigert sich, unter Ramelow gemeinsam mit den Grünen sein Wahlprogramm umzusetzen. Stattdessen dient Matschie unter Dieter Althaus. An dieser Stelle sollten Sie übrigens nicht lachen.
Weitere Kolumnen von Hartfried Ackermann finden Sie hier.
Text: Hartfried Ackermann
Foto: © by S. Hofschläger, pixelio.de