Eine Kolumne für... Til Schweiger

Til Schweiger (51), Deutschlands beliebtester Darsteller von Schauspielern, bekannt aus Filmen wie „Wenig im Kopf“, „KleinRohrVasen“ und „KeinSchweinInteressierts“, engagiert sich nach Drehschluss für Flüchtlinge und möchte nun sogar ein Heim für Asylbewerber eröffnen. jenanews.de-Kolumnist Hartfried Ackermann recherchierte exklusiv die neusten Pläne des sympathischen, aber akustisch schwer verständlichen Mimen.
Was er anfasst, wird zu Gold. Die Frauen liegen ihm zu Füßen. Und doch liegt ein Schatten auf seiner Seele: Til Schweiger ist unglücklich. Ausgerechnet jetzt, da er minütlich bei Beliebtheitswerten von 104,9 Prozent damit rechnen kann, zum Kanzlerkandidaten der SPD ernannt zu werden, muss er sich über die vielen Neider ärgern, die ihm seine Facebook-Timeline mit garstigen Sprüchen garnieren.
Zum Beispiel jene zwei, drei Besucher, die (fälschlicherweise) der Ansicht sind, Schweiger sei nicht der weltbeste, sondern eher ein mäßig begabter bis erbärmlicher Schauspieler, und nicht müde werden zu beklagen, dass er regelmäßig seine Kinder in den Produktionen unterbringt, Hashtag Gewinnmaximierung.
„Ich mache die Filme doch nicht für mich oder meine Töchter oder damit ich und meine Töchter Geld verdienen“, stellt Schweiger klar. Ihm gehe es um die Kunst als solche. Das handhabe er bereits seit jenen Tagen, da er sein Geld noch als Synchronsprecher(!) diverser pornografischer Filmkunstwerke verdiente.
Oder jene, die ihm unterstellen, sein Engagement für Flüchtlinge sei eine PR-Maßnahme und das von ihm geplante Vorzeige-Flüchtlingsheim in Niedersachsen ein reines Investitionsobjekt. In einem Akt verbaler Notwehr musste er den Pöbel (das können nur Nazis sein!) als „empathieloses Pack“ bezeichnen, um klarzustellen, dass er sehr für das Recht auf freie Meinungsäußerung eintritt, sich jedoch gegen jede Meinung stellt, die sich nicht mit seiner deckt.
Als dann schon dicke Tränen am markanten Kinn des beliebten Volksschauspielers herunterkullerten, rief – BÄM! - der beleibte Vizekanzler an. Ganze 30 Minuten nahm sich der Dicke zwischen Abendessen und Dessert Zeit, um Til zu trösten.
Und dann – BÄM! - rief RTL an und ich, Hartfried Ackermann, der ich in der 4. Klasse in der Laienschauspielgruppe der AG Junge Künstler einst den Weihnachtsmann bei einer gefeierten Aufführung im städtischen Seniorenheim gab und damit quasi ein ganz alter Hase und Charakterdarsteller bin, darf exklusiv von den großartigen Plänen meines Schauspiel-Kollegen Til Schweiger berichten:
RTL plant die erfolgreiche Vorabendserie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ ins Nachtprogramm zu verlegen und stattdessen „Gute Flüchtlinge, schlechte Flüchtlinge“ mit Til Schweiger in einer Mehrfachrolle ins Programm zu nehmen. Zuvor dementierte Til eine Meldung der Sylter Kreiszeitung. Er stehe nicht für die Prinzenrolle zur Verfügung.
Til mimt also den syrischen Asylbewerber Tarek M. Azizi, der auf seiner Flucht nach Europa das Mittelmeer barfuß durchschwimmt, dabei vier Schlepperkähne versenkt und die in den Booten befindlichen Flüchtlinge der italienischen Küstenwache zur sofortigen Abschiebung übergibt. Ohne Faxgerät überquert Tarek dann die Alpen, findet in Deutschland auf der Straße eine nagelneue Einbauküche und übergibt diese seinem rechtmäßigen Besitzer. Daraufhin wird er vom YouTuber LeFloid interviewt, mit Tränen in den Augen von der Kanzlerin gestreichelt („Das hast Du doch gut gemacht!“) und als zehnmillionste Fachkraft in Deutschland herzlich willkommen geheißen. In Gastrollen sind Veronica Ferres als Vizekanzler Sigmar Gabriel sowie Markus Lanz als Angela Merkel zu sehen.
In Folge 4529 stellt sich dann heraus, - Achtung, jetzt wird es RTL-dramatisch! - dass Tarek in Wahrheit Til Schweigers unehelicher Sohn Mario-Hanna ist. Neben der deutschen Staatsbürgerschaft erhält er die Genehmigung, ein Heim für Asylbewerber in Niedersachsen zu betreiben. Dort trifft Mario-Hanna auf den rumänischen Asylbewerber Radumil Ceaușescu (Til Schweiger), der deutschen Staatsbürgern (Lilli Schweiger) den Job wegnimmt, den ganzen Tag auf der faulen Haut (Emma Schweiger) liegt und deutschen Frauen (Luna Schweiger) auf den Hintern starrt. Gemeinsam mit seinem Vater, dargestellt von Til Schweiger in einer Gastrolle, gelingt es Mario-Hanna, Radumil des Diebstahls einer Kugel Eis beim Italiener (Schlagzeile BILD: „Ausländer beklaut Ausländer – ALLE SOFORT RAUS!“) zu überführen. Um weitere Gefahren für den Sozialstaat abzuwehren, vergiften sie Radumil in der Abschiebehaft mit einem Teller Kokowäh.
Til zeigte sich im Gespräch mit mir begeistert: „Die Serie ist voller Action und so und auch sonst sehr nah dran an der Realität. Das ist Fernsehen für die ganze Familie!“ Der Programmchef des Bayrischen Rundfunks, Horst Seehofer, habe wegen eines ähnlichen Projekts auch schon bei ihm angefragt, aber inhaltlich und „von der Qualität und so“ habe ihn das RTL-Konzept mehr überzeugt.
Auf meine Frage, was er als nächste vorhabe, antwortete Til Schweiger: „Erstmal vier Jahre Urlaub und dann ist gemeinsam mit Winni Puuh ein Remake des Klassikers HONIG IM TOPF geplant.“
Til Schweiger (rechts) als Tigger an der Seite von Winni Puuh.
Text: Hartfried Ackermann
Fotos:
*Screenshot https://www.facebook.com/TilSchweiger
*"Til Schweiger at the 2009 Toronto International Film Festival" by gdcgraphics at http://www.flickr.com/photos/gdcgraphics/
*"Photo of the boys at Disney's Magic Kingdom" by Aaron