Kommentiert: Dieter Althaus ist zurückgetreten

Politik ist manchmal ein sehr schnelllebiges Geschäft: Noch am Mittwochnachmittag erklärte Ministerpräsident Dieter Althaus einen etwaigen Rücktritt als völlig ausgeschlossen und nannte dies die falsche Reaktion auf den Ausgang der Landtagswahlen vom Sonntagabend. Am Donnerstag gegen 11:00 Uhr erreichte dann die Medien die Meldung vom Rücktritt Althaus’.
Was viele Beobachter in Erfurt für unmöglich hielten, ist nun eingetreten. Die Thüringer CDU opfert Althaus, um die wichtigste Bedingung des potentiellen Koalitionspartners, der SPD, zu erfüllen. Zuvor hatte Thüringens SPD-Spitzenkandidat Christoph Matschie erklärt, keines Falls als Mehrheitsbeschaffer für Althaus zur Verfügung zu stehen. Obwohl nur drittstärkste Partei im Lande, ist sich die SPD ihres Stellenwertes bewusst: Ohne sie kann keine Partei in Thüringen regieren.
Nach Althaus’ Rücktritt stehen die Zeichen in Erfurt nun deutlich auf schwarz-rot, denn weshalb sollte Matschie ohne Not zum Matschilanti werden und entgegen seines Wahlversprechens doch als Koalitionspartner unter einem Linken-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow Thüringen mit zu regieren?
Zurück zu Dieter Althaus: Die Zahl seiner Kritiker muss deutlich höher gewesen sein als gemeinhin vermutet. Ein Dieter Althaus zieht den Kopf nicht ein wegen eines schwachen Lüftchens. Intern muss es ein Orkan gewesen sein, der Althaus zur Aufgabe bewegte. Die 12 Prozent Verluste an Wählerstimmen allein können es nicht gewesen sein; die spielten bis zum Mittwochabend in der Gedankenwelt des Dieter Althaus nur eine untergeordnete Rolle. Zu diesem Zeitpunkt hieß das Zauberwort noch Gestaltungsmehrheit.
Andererseits: Welche Alternative hatte Althaus, hatte die Thüringer CDU? Um rot-rot-grün im Freistaat zu verhindern, wechseln die Christdemokraten den Leitwolf aus – wer auch immer die Nachfolge des Nebenbuhler nicht tolerierenden Althaus auch immer antreten wird – und verhindern auf diese Weise eine Landesregierung unter Führung der Linken.
Text: Jens Mende
Foto: Andreas Klosseck
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