Theaterspektakel: Wasserschlacht um Gotham City

Vielleicht mag Petrus kein Theater. Wie sonst ist es zu erklären, dass 15 Minuten vor Beginn der Premiere des diesjährigen Theaterspektakels ein derart heftiger Regen einsetzte, der die Aufführung des letzten Teils der „Gotham City“-Trilogie ernsthaft in Frage stellte. Doch die 1.100 Zuschauer trotzten Petrus und verpackten sich nahezu wasserdicht. Die Akteure auf der Bühne hingegen waren der Witterung fast schutzlos ausgeli

Der Einstieg ins Stück gleicht einem Knalleffekt. Mit reichlich Pyrotechnik erlebt der unvorbereitete Zuschauer eine Schrecksekunde. Fortan ist für Aufmerksamkeit im Auditorium gesorgt. Auf der Bühne herrscht Endzeitstimmung. Gotham City liegt in Trümmern, Harry Myers hat die Stadt zerstört. Die Überlebenden beklagen ihre Opfer und ergehen sich in eine Werte-Diskussion, wessen Verlust wohl schwerer wiegt. Der tote Vater? Die tote Tochter? Oder gar zwei tote Ex-Lover?

Das Stück ist sehr rasant und mit viel Witz und Ironie gespickt. Da wird unter anderem die Geschichte vom „kleinen dicken buckligen Jungen“ erzählt, die zu recht mit Szenenapplaus belohnt wird. Überhaupt honoriert das Publikum mit vielen Begeisterungsrufen die unter denkbar schlechtesten Witterungsbedingungen abgelieferten Leistungen der Akteure. Und am Ende stehen alle gemeinsam im Regen: Die Beifall spendenden Zuschauer auf dem Theatervorplatz, die Akteure auf der Bühne und verschmelzen so zu einer Einheit: Dem Wetter getrotzt und großartiges Theater gespielt und erlebt.

Auch in dieser Aufführung kann Regisseur Markus Heinzelmann seine Vorliebe für Quentin Tarantino nicht leugnen. Seine Darsteller setzen den Stoff großartig um und liefern ein exzellentes Theaterspektakel, das ganz sicher auch von den genialen Texten (Danke, Rebekka Kricheldorf!) und der Musik von Oliver Jahn und Filip Hiemann – intoniert von der Jenaer Philharmonie und den Los Banditos – lebt.
Und so macht Markus Heinzelmann das, was er – so scheint es – am besten kann. Er bleibt seiner Linie treu und bringt mit „Gotham City III – das Musical“ wie gewohnt ein sehr modernes Theater auf jene Bretter, die auch in Jena die Welt bedeuten. Er würzt es mit sehr viel Trash, Wortwitz und Ironie und bietet dem Zuschauer zudem viel Raum für eigene Gedanken, das Gesehene zu reflektieren. Das ist mehr als schnell konsumiertes Entertainment. Es ist die Kunst des 21. Jahrhunderts.
Text: Jens Mende
Fotos: J. Dette
Hier finden Sie eine Fotogalerie mit Bildern der Aufführung des Theaterspektakels "Gotham City III - das Musical.
Gotham City III – das Musical. Weitere Aufführungen am 8., 9. und 10. Juli 2011, jeweils 21:30 Uhr.
Von Rebekka Kricheldorf, Oliver Jahn, Filip Hiemann
Regie: Markus Heinzelmann
Bühne: Gregor Wickert
Kostüme: Anne Buffetrille
Musikalische Leitung: Filip Hiemann, Oliver Jahn
Video: Heiko Kalmbach
Choreografie: Antonio Cerezo
Dramaturgie: Christin Bahnert
Darsteller:
Anne Haug (SusannRusell)
Zoe Hutmacher (Prof. Dr. Sybill Clark)
Sebastian Thiers (Harry Myers)
Saskia Taeger (Lucie Myers)
Ralph Jung (Dr. Harvey Mapplethorpe)
Julian Hackenberg (Alfred Russel)
Mohamed Achour (Sheriff Gordon Biff)
Waltraud Steinke-Löscher (Klinikleitung)
Natalie Hünig (Virginia Warmwood)
Hannah Heinzelmann (Engel)
Vera von Gunten (Millicent)
Gunnar Titzmann (Geist von Nick)
Bernhard Dechant (Geist von Grant Vermeer)
Kai Meyer (Blakey)
Emma Heinzelmann (Affenkind Hillary)
Sprecher: Thomas Thieme