Heute Abend: Wir sind Helden & Best Of Morbids

Wir sind Helden
„Alles auf Anfang“, sagt ein sehr banjobeschwingter Song auf der neuen Platte von Wir sind Helden, und irgendwie ist das auch für die Band allgemein zu sagen. Sie haben sich etwas rar gemacht nach dem Erstling „Die Reklamation“ und dem Sommermärchen-Aufstieg 2003 zum Vorreiter der „neuen Neuen Deutschen Welle“ und zur führenden deutschen Synthie-Punk-Pop-Band. Wobei in den Hitparaden oft eher Letzteres ankam, hingegen Synthie und Punk auf den Konzerten ausgiebigst ausgelebt wurden.

Nun also sind sie wieder da, mit neuer Kraft und auch neuen Kräften, denn im Studio wie auch live unterstützt Jörg Holdinghausen von der Band Tele das bekannte Quartett vornehmlich am Bass. Das befähigte die Band als Ganzes, auch ihr Instrumentarium auf Anfang zu drehen und sich statt des passenden Synthie-Presets erst einmal durch die Welt der Analoggeräte zu wühlen. So tauchen denn auf „Bring mich nach Hause“, der neuen LP, plötzlich ungeahnte Klangfarben auf, vom Akkordeon über das Banjo und sich ständig verstimmende arabische Lauten bis hin zu einer ganzen Herde verschiedener Percussion-Lebensformen.
KulturArena club im Kassablanca: Best Of Morbids
Achtung, Kampfstern Morbids dockt an! Die Addams Family der gepflegten Abendunterhaltung, die Rocky-Horror-Verwandtschaft aus der Galaxis Transsylvania kehrt zur Erde, sprich: nach Jena, zurück und verwandelt das Kassablanca in einen purpurn eingekleideten Arena-Outer-Space. Schon mehrmals enterten sie jenen Ort – unter dem Deckmantel einer schnöden irdischen Existenz als Schauspieler und Ensemblemitglieder des Theaterhauses Jena, mit Namen Vera von Gunten, Julian Hackenberg, Zoe Hutmacher, Kai Meyer und Saskia Taeger.

Nach „LSD“ Teil I und II wurden sie 2009 die Kränklichen, die Einstmals-Schönen, die Hoffnungsgesunden – und präsentierten als solche unter dem Titel „Ich und mein Körper“ einen Rundgang durch die jüngere Popgeschichte mit Liedern von Leuten, denen es ebenso ging: Rammstein, J. J. Cale, Johnny Cash, Tom Waits, den Einstürzenden Neubauten.
Ein Jahr später entpuppten sich die fünf scheinbar Kranken als höchst morbide, möglicherweise sogar unheilvolle Sternenreisende, als Seelenverwandte der ungesunden, aber sangesfreudigen Aliens Riff Raff, Magenta und Dr. Frank N. Furter, die bekanntlich schon Brad und Janet zu mehr als schierer Verzweiflung trieben.
Aber nun zeigt sich: Diese Abende waren nur Vorprogramm. Nur Anbahnung, Dressur und Mästung. Denn die Ernte folgt erst jetzt: mit BEST OF MORBIDS! Gemeinsam begeben sich die Beteiligten hier mit ihren phantastischen Alufolienuniformen und einer extrastarken Nebelmaschine sowohl ins Innere des Körpers als auch auf dunkle Space-Glam-Weltraumodyssee. Denn die Welt ist zu klein geworden, und irgendwo im Nirgendwo lauert dann – man ahnte es schon länger – Udo Lindenberg und flötet „Der Astronaut“ ins eiskalte Ohr. Begleitet werden die morbiden Körperlichen von den unmenschlich perfekt spielenden Musiker-Androiden Oliver Jahn, Hannes Wehrhan und Friedemann Ziepert, vielen bekannt aus verschiedenen Theaterhaus-Inszenierungen sowie großartigen Bandprojekten wie Los Banditos, Babajaga oder Feindrehstar.
Kurz gesagt: Abheben, eintauchen, schwerelos schweben, um sich selbst kreisen, nach den Sternen greifen und neue Welten entdecken. Roger. Fly us to the dark side of the moon, Morbids!
Text: JenaKultur
Fotos: Agentur